Go to main content

Ratten & Rattenbekämpfung

Die Gattung Rattus gehört zur Familie der Langschwanzmäuse (Muridae). Die beiden relevantesten Arten in der Schweiz sind die Wanderratte (Rattus norvegicus) und die Hausratte (Rattus rattus).

Ratten in der Schweiz

In der Schweiz sind vor allem zwei Rattenarten von Bedeutung, die sich an menschliche Siedlungen angepasst haben und als Schädlinge auftreten: die Wanderratte und die seltenere Hausratte. Beide Arten stellen aufgrund ihrer Lebensweise und ihrer Fähigkeit, Krankheiten zu übertragen und Schäden zu verursachen, eine Herausforderung dar.

Wanderratte (Rattus norvegicus)

Die Wanderratte ist mit Abstand die häufigste und am weitesten verbreitete Rattenart in der Schweiz. Man findet sie praktisch überall, wo Menschen leben – in Städten, Dörfern und landwirtschaftlichen Betrieben. Die Wanderratte lebt gesellig im Rudel. Sie bevorzugt feuchte Umgebungen und hält sich vorwiegend im Untergrund auf, in Kellern, Kanalisationen, Ställen oder unterirdischen Bauten.

Die Wanderratte hat einen kräftigen Körperbau, eine stumpfe Schnauze, relativ kleine Ohren und einen Schwanz, der kürzer als der Körper ist. Ihr Fell ist meist graubraun. Die Wanderratte ist eine gute Schwimmerin und eine Allesfresserin mit Vorliebe für Fleisch. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit kann sie auch in trockenen Gebieten überleben, solange Wasser und Nahrung verfügbar sind. Wie alle Nager verursacht auch die Wanderratte Nageschäden und überträgt Krankheiten.

Hausratte (Rattus rattus)

Die Hausratte ist in der Schweiz deutlich seltener als die Wanderratte. Sie bevorzugt trockene, warme und hoch gelegene Orte wie Dachböden, obere Stockwerke von Gebäuden, Lagerhäuser und Scheunen. Die Hausratte ist zwar eine ausgezeichnete Kletterin, kann sich aber weniger gut an Kälte anpassen wie die Wanderratte. Heute findet man sie oftmals in landwirtschaftlichen Gebieten oder wärmeren Regionen wie dem Tessin. Auch die Hausratte ist eine Allesfresserin, wobei sie im Gegensatz zur Wanderratte eher pflanzliche Nahrung bevorzugt.

Beide Rattenarten sind als Kulturfolger eng an die Menschen gebunden. Ihre Anwesenheit ist nicht nur lästig, sondern birgt auch die Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern (z.B. Leptospirose, Salmonellose). Gerade die Gefahr der Kontamination von Lebensmitteln durch Hausratten und generell Nager stellt ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar.

Die von Ratten verursachten Nageschäden an Kabeln, Isolationen und Bausubstanz können zudem erhebliche wirtschaftliche und materielle Folgen haben. Aufgrund ihrer Intelligenz und Neophobie (Misstrauen gegenüber Neuem) ist die Bekämpfung von Ratten ein anspruchsvolles Unterfangen.

Lebensraum & Vorkommen von Ratten in der Schweiz

Ratten sind als ausgeprägte Kulturfolger in der Schweiz weit verbreitet und haben sich eng an menschliche Lebensräume angepasst. Ihre Präsenz ist nicht auf bestimmte Regionen beschränkt; sie kommen überall dort vor, wo sie Nahrung, Wasser und Unterschlupf finden können, von dicht besiedelten Städten bis hin zu ländlichen Gebieten und landwirtschaftlichen Betrieben.

Die Wanderratte (Rattus norvegicus) ist die dominante Art und praktisch flächendeckend in der gesamten Schweiz anzutreffen. Sie bevorzugt zwar feuchte Umgebungen und hält sich oft in der Nähe von Wasserquellen, in Kanalisationen, Kellern, Erdgeschossen von Gebäuden und Mülldeponien auf, kann aber dank ihrer enormen Anpassungsfähigkeit fast überall überleben. Sie legt komplexe unterirdische Bausysteme an, nutzt aber auch Hohlräume in Mauern oder unter Fussböden als Nistplätze.

Die Hausratte (Rattus rattus) hingegen ist in der Schweiz deutlich seltener und ihr Vorkommen ist eher punktuell. Man findet sie vor allem in trockenen, warmen und höher gelegenen Bereichen wie Dachböden, Speichern, Scheunen oder oberen Stockwerken von Lagerhäusern. Als exzellente Kletterin nutzt sie Balkenkonstruktionen und Hohlräume in Dächern und Wänden für ihre Nester, die oft kugelförmig aus weichen Materialien gebaut werden. Ihr Vorkommen ist tendenziell auf wärmere Landesteile oder spezielle Gebäude beschränkt.

Ratten sind in der Schweiz ganzjährig aktiv, wobei sich die Aktivität bei starker Kälte mehr in geschützte Innenbereiche verlagern kann. Da sie in Gebäuden konstante Bedingungen und Nahrungsquellen vorfinden, können sie sich auch das ganze Jahr über fortpflanzen, oft mit Aktivitätsspitzen im Frühling und Herbst. Die Verfügbarkeit von Nahrungsabfällen, unzureichend gesicherte Vorräte sowie bauliche Schwachstellen, die als Zugangspunkte dienen, sind entscheidende Faktoren, die das Vorkommen und die Dichte von Rattenpopulationen begünstigen.

Tier- und Artenschutz

Die Wanderratte (Rattus norvegicus) und die Hausratte (Rattus rattus) geniessen in der Schweiz keinen spezifischen Schutzstatus nach Natur- oder Tierschutzgesetzgebung. Sie werden nicht als schützenswerte Arten betrachtet und fallen auch nicht unter das Jagdgesetz wie jagdbare Wildtiere. Stattdessen gelten sie aufgrund der erheblichen Gesundheitsrisiken und Schäden, die sie verursachen können, eindeutig als Schädlinge.

Obwohl Ratten als Beutetiere für verschiedene Raubtiere eine Rolle im Ökosystem spielen, überwiegen in menschlichen Siedlungsbereichen und landwirtschaftlichen Kontexten ihre negativen Auswirkungen bei weitem. Sie sind bekannte Träger von Krankheitserregern (wie Leptospirose oder Salmonellose), verursachen durch ihre ständige Nageaktivität erhebliche wirtschaftliche Schäden an Gebäuden und Infrastruktur und kontaminieren Vorräte, Lebensmittel und Produkte.

Aus diesen Gründen liegt der Fokus im Umgang mit Ratten nicht auf dem Artenschutz, sondern auf Massnahmen zur Prävention und Bekämpfung eines Befalls, um die menschliche Gesundheit zu schützen und Sachschäden zu minimieren. Ihre hohe Anpassungsfähigkeit und Vermehrungsrate stellen zudem sicher, dass sie als Arten nicht gefährdet sind.

Rattenbefall vorbeugen

Die wirksamste Methode, um Probleme mit Ratten zu vermeiden, besteht darin, ihnen den Zugang zu den drei lebensnotwendigen Ressourcen zu verwehren: Nahrung, Wasser und Unterschlupf. Eine konsequente Umsetzung präventiver Massnahmen ist entscheidend, da Ratten sehr anpassungsfähig sind und bereits kleine Nachlässigkeiten ausnutzen können.

Folgende Massnahmen helfen, einem Rattenbefall vorzubeugen:

Nahrungsquellen beseitigen:

  • Lagern Sie Lebensmittel (auch Tierfutter) in verschlossenen Behältern aus robustem Material (Metall, Glas, dicker Kunststoff).
  • Entsorgen Sie Abfälle regelmässig in verschliessbaren Mülltonnen und halten Sie Komposthaufen stets sachgerecht instand.
  • Lassen Sie kein Tierfutter über Nacht offen stehen und beseitigen Sie verschüttete Nahrungsmittel umgehend.

Wasserzugang unterbinden:

  • Reparieren Sie undichte Wasserhähne und Leitungen zeitnah.
  • Vermeiden Sie stehendes Wasser im und am Gebäude (z.B. in Untersetzern, Eimern).

Unterschlupf und Zugang verwehren (Gebäudesicherung:

  • Verschliessen Sie sämtliche Ritzen, Spalten und Löcher in Mauern, Fundamenten, Dächern und um Leitungsdurchführungen, die grösser als 12 mm sind (minimaler Durchmesser, der für Ratten nötig ist). Verwenden Sie hierfür nagerresistente Materialien wie Stahlwolle, Zementmörtel oder Metallbleche.
  • Sichern Sie Lüftungsöffnungen mit engmaschigem Metallgitter.
  • Halten Sie Vegetation wie Büsche oder Kletterpflanzen von den Hauswänden zurückgeschnitten.
  • Beseitigen Sie Gerümpel, Holzstapel oder Bauschutt in unmittelbarer Gebäudenähe, da diese ideale Versteckmöglichkeiten bieten.

Eine sorgfältige und durchgängige Umsetzung dieser Präventionsmassnahmen reduziert das Risiko eines Rattenbefalls erheblich und ist die Grundlage für ein integriertes Schädlingsmanagement (IPM).


Ratten und Rattenbefall erkennen

Da Ratten meist nachtaktiv und im Untergrund leben, wird ein Befall oft erst durch die von ihnen hinterlassenen Spuren entdeckt. Eine frühzeitige Erkennung ist wichtig, um schnell handeln und eine weitere Ausbreitung verhindern zu können.

Achten Sie auf folgende typische Anzeichen eines Rattenbefalls:

  • Kotspuren: Dies ist oft das eindeutigste Zeichen. Rattenkot ist dunkel und je nach Art unterschiedlich geformt: Wanderratten hinterlassen bananen- oder kapselförmigen Kot (ca. 2 cm lang), während Hausrattenkot spindelförmig und kleiner ist (ca. 1 cm). Man findet ihn entlang von Laufwegen, in Ecken, Schubladen oder in der Nähe von Nahrungsquellen. Frischer Kot ist weich und glänzend, alter Kot trocken und matt.
  • Nagespuren: Ratten nagen ständig, um ihre Zähne kurz zu halten, und hinterlassen dabei Spuren an verschiedensten Materialien wie Holz, Kunststoff, Kabeln, Möbeln, aber auch an Lebensmittelverpackungen oder sogar weicheren Metallen. Frische Nagespuren sind heller als das umgebende Material.
  • Laufspuren und Schmierspuren: In staubigen Bereichen können Fussabdrücke und Schwanzspuren sichtbar sein. Entlang etablierter Laufwege (oft entlang von Wänden) hinterlassen Ratten durch ihr Körperfett mit der Zeit dunkle, schmierige Spuren (Schmierspuren).
  • Geräusche: Kratzende, scharrende oder nagende Geräusche in Wänden, Decken, Böden oder unter Möbeln, besonders nachts, können auf die Präsenz von Ratten hindeuten. Manchmal sind auch Quietschen oder Pfeifen zu hören.
  • Nester oder Baue: In versteckten, ruhigen Bereichen (z.B. hinter Verkleidungen, in Hohlräumen, unter Gerümpel) bauen Ratten Nester aus zerkleinertem Material wie Papier, Textilien oder Pflanzenteilen. Wanderratten graben zudem oft Baue im Aussenbereich, z.B. unter Fundamenten, in Böschungen oder unter Gartenhäusern.
  • Geruch: Bei starkem Befall kann sich in geschlossenen Räumen ein unangenehmer, beissender, ammoniakähnlicher Geruch durch Rattenurin entwickeln.
  • Sichtungen: Lebende oder tote Ratten zu sehen ist ein klares Befallszeichen. Sichtungen am Tag deuten oft auf eine grosse Population, Nahrungsmangel oder Störungen hin.

Bei Verdacht auf einen Rattenbefall ist es ratsam, eine Fachperson zur genauen Identifikation und Beurteilung der Situation beizuzuziehen.

Ratten und Rattenbefall bekämpfen

Die Bekämpfung von Ratten erfordert ein strategisches und oft mehrstufiges Vorgehen, da eine einzelne Methode selten auf Anhieb zum Erfolg führt. Ziel ist es, die Population effektiv zu reduzieren und gleichzeitig die Ursachen des Befalls zu beseitigen, um einen erneuten Befall von Ratten zu verhindern. Eine effiziente Rattenbekämpfung beinhaltet in der Regel eine Kombination aus verschiedenen Massnahmen im Rahmen eines integrierten Schädlingsmanagements (IPM).

Wichtige Schritte umfassen zunächst eine gründliche Inspektion zur Ermittlung der Befallsstärke und der Identifikation der Zugangswege. Danach folgen die Verbesserung der Hygienemassnahmen, die Beseitigung von Nahrungs- und Wasserquellen sowie bauliche Massnahmen wie die Abdichtung von Zugängen und der Verschluss von Löchern in der Gebäudehülle.

Zur direkten Bekämpfung kommen verschiedene Methoden zum Einsatz:

  • Fallen: Der Einsatz von Fallen (z.B. Schlagfallen, Lebendfallen) kann effektiv sein, erfordert aber Fachwissen über das Verhalten der Ratten (Laufwege, Neophobie) für eine korrekte Platzierung. Die Fallen müssen regelmässig kontrolliert werden, um Kadaver aus den Schlagfallen zu entsorgen. Beim Einsatz von Lebendfallen muss das eingefangene Tier innerhalb von 24 Std. wieder in die Umgebung freigelassen werden (Tierschutzgesetz).
  • Beköderung (Rodentizide): In bestimmten Situationen ist der gezielte Einsatz von Ködern mit Wirkstoffen (Rodentiziden) notwendig. Diese Methode ist effektiv, da die enthaltenen Wirkstoffe mit zeitlicher Verzögerung von mehreren Stunden und Tagen wirken. Dadurch wird ein direkter Zusammenhang zwischen Köderaufnahme und tödlicher Wirkung vermieden - was das Misstrauen der Ratten reduziert und die Effizienz der Bekämpfung erhöht.

Durch den Einsatz von Giftködern besteht ein Risiko für Nicht-Zielorganismen (Haustiere, Wildtiere, Kinder) und erfordert die Einhaltung strenger Vorschriften (z.B. Einsatz in gesicherten Köderstationen). Daher ist der Einsatz von Rodentiziden durch Privatpersonen, ist in der Schweiz verboten.

Das Misstrauen der Ratten gegenüber Neuem (Neophobie) und mögliche Resistenzen gegenüber den Wirkstoffen können eine Rattenbekämpfung zusätzlich erschweren und verlängern. Die Ratten bleiben bis zur vollständigen Wirkung der Giftköder weiterhin aktiv und es verbleibt ein Kontaminierungsrisiko durch Wirkstoffe und Kadaver.

Aufgrund der Komplexität, der möglichen Gesundheitsrisiken und der spezifischen Verhaltens von Ratten wird der Einsatz eines professionellen Schädlingsbekämpfers dringend empfohlen, um eine effektive und nachhaltige Bekämpfung sicherzustellen.

Professionelle Schädlingsbekämpfer setzen dank ihrer Erfahrung und bewährten Methoden auf eine ganzheitliche Strategie. Diese umfasst die Überwachung (Monitoring), bauliche Präventionsmassnahmen, den Einsatz von Fallen sowie – wenn erforderlich und gesetzlich erlaubt – den gezielten Einsatz von Wirkstoffen.

FAQs

Hier finden Sie informationen zu häufig gestellten Fragen und Problemen.