Milben (Acari).

Milben zuhause?

Milben gehören zu den Spinnentieren (Arachnida). Die hier interessierenden Arten haben im erwachsenen Zustand 4 Paar Beine (Unterschied zu den Insekten!) und besitzen wegen der Verschmelzung von Kopf, Brust und Hinterleib eine ungegliederte Körpergestalt.

An Vorräten aller Art tritt eine grosse Anzahl von Milbenarten auf, die für den Nichtspeziali­sten meistens kaum zu unterscheiden sind, zumal ihre Grösse durchweg unter 1 mm liegt. Sie wer­den deshalb oft übersehen, wenn sie sich nicht gerade als ein zusammenhängender, weisslicher Film bewegen.

Der Schaden, der durch sie angerichtet wird, ist verschiedener Natur:

  1. Frassschäden
  2. Veränderungen von Geschmack und Geruch des Lebensmittels
  3. Veränderungen der Eigenschaften des Le­bens­mittels, z.B. der Backqualität bei Mehl
  4. Ekelerregung
  5. Echte Gesundheitsschäden nach Verzehr be­fallener Lebensmittel bei Mensch und Haustier.

Milben benötigen allgemein wegen ihrer relativ grossen Oberfläche und dünnen Kutikula eine hohe Feuchtigkeit, weswegen sie häufig erst se­kundär auftreten (z.B. in hot spots), oder sich nur auf einem engumgrenzten Raum innerhalb eines Lagers stärker vermehren können. In die­sem ho­hen Feuchtigkeitsanspruch liegt gleichzei­tig aber auch die beste Möglichkeit, durch ge­zielte Ver­än­derung des Milieus wirksame Ge­genmass­nahmen einzuleiten.

Mehlmilbe

Acarus siro (L.) oder Tyroglyphus farinae (L.) (engl. Flour or Grain mite, franz. Acarien de la farine, span. Acaro de la harina)

Vorbemerkung

In der älteren Literatur (vor 1963) wird A. siro als eine Art geschildert, die so­wohl im Freiland als auch im Lager vorkom­men kann. In­zwischen hat sich herausgestellt, dass es sich um zwei sehr nahe verwandte Arten handelt. A. siro ist die echte Milbe der Vorräte. A. farris ist die Frei­landart, die in Heu und Stroh auf dem Felde usw. vorkommt.

Vorkommen

Getreidelager, alte, feucht gewor­dene Vorräte.

Nahrung

Getreide und Getreideprodukte, an­dere Lebensmittel pflanzlicher und tierischer Her­kunft (z.B. besonders Milchprodukte), Pilze ver­schiede­ner Art.

Schaden

Schädigung der Keimfähigkeit bei Ge­treide, Backfähigkeit des Mehles redu­ziert, Auf­treten eines süsslichen Geruches, Er­zeugung von Gesundheitsschäden bei Menschen (Jucken, Hautausschlag, Entzündungen verschie­dener Art, Schnupfen, Kopfschmerzen, Atemnot, Darmer­krankungen) und Haustieren (Kolik bei Pferden, Verkalben bei Rindern, Fehlgeburten bei Schwei­nen).

Aussehen

Ei: länglich oval (etwa 0,1 mm)

Larve: 0,15 mm

Adulte: 0,3 (Männchen) bis 0,5 (Weib­chen) mm. Farbe weisslichgrau mit gelblich bis rötlichbraunen Beinen und Mund­partie.

Entwicklung

Normalerweise verläuft die Ent­wicklung über ein 6-beiniges Larven- und zwei Nymphenstadien zur Adulten, als Ei - Larve - Nymphe1 - Nymphe2 - Adulte. Zwischen N1 und N2 kann (sehr selten) ein sogenanntes Hypopus­sta­dium (Wandernymphe) eingeschaltet sein, das gegen ungünstige Bedingungen besonders wider­standsfähig ist.

Die Entwicklungsdauer beträgt bei Zimmertem­pe­ratur etwa 2 bis 2,5 Wochen, die Lebensdauer der Adulten kann 6 Wochen erreichen.

Biologie und Verhalten

Die Angaben über die Zahl der Eier schwanken in beträchtlichen Gren­zen (20 bis mehrere hundert). Der Frass beginnt beim Getreidekorn am Keimling und kann von dort auf den Mehlkörper übergehen. Die Mehl­milbe kann im Unterschied zu ähnlich le­benden anderen Milbenarten auch tiefer in das Vorratsgut eindrin­gen.

Ökologie

Temperatur: Geringe Minustemperatu­ren können für einige Tage ertragen werden. Die Entwicklung kann noch bei Temperaturen etwas unter 5 °C ablaufen, das Optimum liegt bei 25 °C und die obere Grenze etwas über 30 °C. Massen­vermehrungen können im Bereich zwischen 15 und 30 °C vorkommen, wenn die Feuchtigkeit aus­reichend hoch ist.

Feuchtigkeit: Bei der weiten Spanne der Tempe­raturtoleranz ist die Feuchtigkeit für die Ent­wick­lung der Populationen wesentlich wich­ti­ger. Bei einem Feuchtigkeitsgehalt des Getrei­des unter 13 bis 14 % oder einer r. F. unter 60 % findet keine Entwicklung in grösserem Umfang mehr statt. Bei höheren Temperaturen (um 30 °C) sind sogar noch höhere Werte erforderlich (über 70 % r. F.). Der optimale Bereich liegt zwischen 75 und 85 % r. F. Oberhalb und unterhalb dieses Berei­ches ist die Empfindlichkeit der Mehlmilbe ge­genüber Feuch­tigkeitsunterschieden sehr aus­ge­prägt. Durch Wanderungen können die Mehlmil­ben des­halb recht schnell wieder tole­rierbare Be­reiche aufsu­chen.

Nahrung

Da die Mehlmilben in feuchten Zonen der Nahrung vorkommen, sind sie oft mit Pilzen verschiedener Arten vergesellschaftet. Die sich dabei herausbildenden Beziehungen können für A. siro positiv oder negativ sein. So können man­che Pilze als Nahrung genutzt werden, an­dere verzö­gern die Entwicklung, reduzieren die Frucht­barkeit und erhöhen die Mortalität.

Gegenmassnahmen

Trocknen und Trockenhal­ten der Vorräte. Bei stärkerem Befall grosser Par­tien Begasungen. Stark befallene Partien ver­nich­ten, nicht verfüttern. Milben in klei­neren Par­tien können durch Erhitzen (z.B. im Back­ofen) abge­tötet werden.

Backobstmilbe

Carpoglyphus lactis (L.), (engl. Dried fruit mite)

Vorkommen

In verschiedenen Obstprodukten (z.B. Marmeladen, getrockneten Früchten, Obst­säften).

Nahrung

Praktisch alle zuckerhaltigen Produkte mit einem relativ hohen Wassergehalt.

Schaden

Beeinträchtigung des Wertes der befal­lenen Produkte, unangenehmer Geruch, Hervor­rufen von Dermatitis beim Menschen. (Der di­rekte Frassschaden ist meist unbedeutend.)

Aussehen

Typische Milbenform, aber etwas läng­licher als Mehlmilbe, Adulte durchsichtig, mit schwachrötlichen Beinen und Kopfregion, 0,4 mm

Entwicklung

Wie bei der Mehlmilbe. Ein Hy­po­pusstadium (Wandernymphe) wird nur selten ge­funden. Entwicklungsdauer bei Zimmertempe­ra­tur etwa 2 bis 3 Wochen, Lebensdauer der er­wach­senen Milben mehrere Wochen.

Biologie und Verhalten

Die Eier werden mit Hilfe eines schnell erhärtenden Stieles an das Substrat gelegt. In 5 bis 6 Wochen können vom Weibchen mehrere hundert Eier produziert wer­den.

Ökologie

Die Entwicklung ist bei normalen Tem­peraturen an Feuchtigkeitswerte von über 60 % r.F. gebunden. Die Anlockung an die Nah­rung wird vor allem durch Gärungsprodukte (wie Milch- und Essigsäure) begünstigt.

Hausmilbe

Glycyphagus domesticus (DeGeer)

(engl. Grocer's itch mite, House mite, Furniture mite)

Vorkommen und Nahrung

Vor allem in Ge­treide und an getrockneten Früchten, aber auch an an­deren pflanzlichen Stoffen wie Heu oder Polster­material, auch an Produkten tierischer Herkunft.

Schaden

Verschlechterung der Backqualität, Ge­sundheitsschäden (Allergien, Jucken, Aus­schlag).

Aussehen

Milbenform mit sehr langen Haaren. Beine etwas rötlich, Grösse etwa 0,4 mm.

Ei: länglich oval (etwa 0,1 mm)

Larve: 0,15 mm

Adulte: 0,3 (Männchen) bis 0,5 (Weib­chen) mm. Farbe weisslichgrau mit gelblich bis rötlichbraunen Beinen und Mund­partie.

Entwicklung

Wie bei Acarus siro. Evtl. ist zwi­schen N1 und N2 ein unbewegliches Hypopussta­dium eingeschaltet, dessen Dauer je nach Bedin­gungen zwischen 5 Tagen und mehreren Jahren betragen kann. Entwicklungsdauer bei Zimmer­temperatur etwas über 3 Wochen.

Biologie und Verhalten

Die Eizahl ist stark von der Temperatur abhängig, durchschnittlich wer­den wohl 30 Eier gelegt.

Ökologie

Die Bindung an hohe Feuchtigkeit ist wie bei den anderen behandelten Milben sehr gross. Getreide mit einem Feuchtigkeitsgehalt von unter 13 % wird nur wenig befallen.

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